"Stolpersteine" in Lahr

 

Beschluss des Gemeinderats

Auswirkungen

 

Verlegungen

Besondere Ereignisse

 

Opfergruppen und Einzelschicksale

 

Jüdische Verfolgte und Opfer

Lilly Reckendorf

Carl Maier

Caroline Maier geb. Guggenheim

Karl Haberer

Julia Haberer

Leopold Lederer

Jeannette Lederer geb. Wertheimer

Hans Herbert Lederer

Anneliese Pollak geb. Lederer

Walter Lederer

 

Opfer der NS-Euthanasie

Adolf Himmelsbach

Franz Ehinger

Ida Baumert geb. Obert

Karl Radlbeck

Meine Großmutter Katharina

Johannes Böhme

 

Bürgernähe

 

Dokumentation Lahrer "Stolpersteine"

 

Persönliche Bilanz

Kommunales Selbstverständnis

... Die Gestaltung des Projekts bleibt begrenzt durch Regeln von Macht, Dominanz und Einflussnahme, wobei gleichzeitig eine klärende, inhaltliche Auseinandersetzung unterbleibt. Dazu zählen nach meiner Einschätzung, dass der Gemeinderat der Stadt Lahr am 30.06. und am 15.12.2003 entscheidet, dem Projekt „Stolpersteine“ grundsätzlich zuzustimmen. Sein Einverständnis macht das Gremium aber vom Votum damaliger Hauseigentümer abhängig. Das wiederum findet keine Erwähnung in einem schriftlichen Beschluss. Wer bedenkt, dass der Gehweg öffentlicher Raum ist und Hauseigentümer Privatpersonen sind, kann erkennen, dass durch diese Art des Umgangs Verantwortung delegiert wird, dass also quasi eine Privatisierung des Öffentlichen Raums erfolgt. Im Grunde ist das Gedenkprojekt unerwünscht. Nur dazu stehen wollte eigentlich auch niemand.

Verfolgte und Opfer

So kommt es 2004 am 12. Januar und am 17. Juli zur Verlegung der ersten zehn Gedenksteine. Sie sind jüdischen Verfolgten und Opfern gewidmet. Grundlage für die Recherche ist die Dokumentation „Geschichte und Schicksale der Lahrer Juden“ von Hildegard Kattermann.

Danach wende ich mich dem Bereich NS-Euthanasie zu. Am 12. Oktober 2005 verlegt Gunter Demnig vier von sechs Gedenksteinen für diese Opfergruppe. Eines dieser Kleindenkmale verschwindet 2007 im Zuge von Straßenerneuerungsmaßnahmen. (Besondere Ereignisse)

Erinnern und Gedenken in hierarchischen Strukturen

Planung und Organisation der Verlegung vom 7. November 2006 übernimmt der Stadthistoriker mit vier weiteren „Stolpersteinen“. Hinter dieser Maßnahme steht der Historische Verein Mittelbaden, Sektion Geroldseckerland, dessen 1. Vorsitzender er ist. Er öffnet das Projekt für neue Opfergruppen und lässt Gedenksteine verlegen für ein weiteres Opfer der NS-Euthanasie, eine Zwangsarbeiterin, einen politisch Verfolgten und einen Menschen, der als „arbeitsscheu“ gilt. Der Stadthistoriker als Bediensteter der Stadtverwaltung einerseits und als Ehrenamtlicher des Historischen Vereins andererseits, wirkt als Garant für die Interessen der Verantwortlichen der Stadtverwaltung. Er verhält sich diesbezüglich loyal und genießt Rückendeckung seitens der Verwaltungsspitze.

Mir gegenüber verzichtet er weitgehend auf direkte Kommunikation. Das hat damit zu tun, dass ich bestehende Machtansprüche und –strukturen in Frage stelle. Eine kritische Haltung gegenüber dem Vorgehen der Beteiligten der Stadtverwaltung gilt als unerwünscht. Das Verhalten des Stadthistorikers sichert der Stadt Kontrolle und erweckt den Anschein eines korrekten Images. Es wäre für ihn ein Leichtes gewesen, die Verlegung im November 2006 mit mir abzustimmen. Das aber wollte er nicht. So findet der Gedenkstein für meine Großmutter Katharina schließlich seinen Platz im Öffentlichen Raum im Eingangsbereich der Friedrichschule am 22. November 2006.

Hintergründe

Lahr erhält den 20. und damit vorläufig letzten „Stolperstein“ am 14. April 2013. Für die Verlegung von 16 „Stolpersteinen“ bin ich verantwortlich. Bis zu diesem Zeitpunkt können heutige Hauseigentümer offiziell ein Widerspruchsrecht ausüben. Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller hebt in Absprache mit dem Ältestenrat im Januar 2013 selbiges auf. Das teilt mir der Stadthistoriker am 7. Februar 2013 per e-mail mit. Die Bevölkerung bleibt darüber uninformiert. In der Bürgerfragestunde der Gemeinderatssitzung vom 28. Januar 2014 mache ich den Vorgang öffentlich und frage, weshalb die Lahrer Bevölkerung von der Änderung des Beschlusses auch nach einem Jahr noch nichts erfahren habe. Der Oberbürgermeister begründet sein Vorgehen damit, dass der damalige Beschluss nirgends schriftlich fixiert sei und deshalb eine Erörterung im Gemeinderat sich erübrige.

Am 21. Mai 2014 werden in Lahr 14 von 19 „Stolpersteine“ verlegt. Angeregt wird die Aktion durch ein weibliches Mitglied des Historischen Vereins Mittelbaden, Sektion Geroldseckerland mit Beschäftigungstätigkeit im Stadtarchiv. Der Verein plant und organisiert die Veranstaltung. Ich erfahre davon aus der regionalen Presse.

Eine Dokumentation entsteht

Eine Schülergruppe der Friedrichschule unter der Leitung einer Lehrkraft erarbeitet eine Dokumentation von Opferschicksalen und geht dazu eine Kooperation mit dem Historischen Verein ein. Mir ist die Möglichkeit gegeben, einen allgemeinen Teil im Umfang von zehn Seiten zu schreiben. (Dokumentation Lahrer „Stolpersteine“)